Turfan

Turfan
Turfan,
 
amtlich chinesisch Turpan, früher Tulufan, Oase im Zentrum des autonomen Gebiets Sinkiang, China, am Nordwestrand der 4 050 km2 großen wüstenhaften Turfansenke, einem intramontanen Becken im östlichen Tienschan mit extrem kontinentalem Klima (mittlere Julitemperatur 33,4 ºC, Maximum 47,6 ºC); hier liegt mit 154 m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt Chinas; mittels künstlicher Bewässerung intensive landwirtschaftliche Nutzung (Anbau von Baumwolle, Reis und Weizen; Obst- und Weinbau, Seidenraupenzucht); Erdölförderung.
 
Das Turfangebiet ist mindestens seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. besiedelt. Damals lebten dort indogermanische Tocharer und Saken. Bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. war die Region zwischen Chinesen und angrenzenden Völkern (v. a. den Xiongnu) umkämpft. China verlor die Oase zu Beginn des 3. Jahrhunderts. Im 4. Jahrhundert wurde Turfan zu einer wichtigen Station der nördlich die Turfansenke umgehenden Route der Seidenstraße. Von 500 bis 640 wurde es von der einheimischen Dynastie der Ju beherrscht. In der Tangzeit (618-907) stritten Chinesen, Tibeter und Uiguren um den Besitz der reichen Oase. Als Sitz eines uigurischen Kleinkönigtums (etwa 850-1250) mit Zentrum Qocho erlebte Turfan einen politisch-wirtschaftlichen Aufstieg und eine kulturelle Blüte, die v. a. durch den Buddhismus geprägt war, aber auch durch den traditionellen uigurischen Manichäismus, dem das Königshaus anhing, und das nestorianische Christentum. Im 13. Jahrhundert wurde Turfan Teil des mongolischen Weltreichs. Es verfiel, erneut unter chinesischer Herrschaft, als die Seidenstraße ihre Bedeutung verlor.
 
Geschichte und Denkmäler der Oase Turfan wurden v. a. durch vier deutsche Expeditionen (1902-14) erschlossen und zahlreiche Zeugnisse nach Berlin gebracht (heute Museum für Indische Kunst); sie belegen Turfan als kulturelles Zentrum, in dem Religionen und Kulturen Irans, Indiens und Chinas neben- und miteinander bestanden. Neben Textfunden v. a. religiösen Inhalts in einer Fülle von Sprachen (syrische, mittel- und neupersische, parthische, sogdische, baktrische, indische, altuigurische, mongolische, tibetanische, tocharische, chinesische und tangutische Sprache) in entsprechend unterschiedlichen Schriften wurden überwiegend buddhistisch-chinesisch geprägte Kunstdenkmäler aus Qocho u. a. Orten und Klöstern bekannt (zentralasiatische Kunst).
 
 
A. von Gabain: Das Leben im uigur. Königreich von Qočo, 2 Tle. (1973);
 P. Zieme: 70 Jahre T.-Forschung an der Berliner Akad., in: Spectrum, Bd. 5 (Berlin-Ost 1974);
 P. Zieme: Versunkene Kulturen an der Seidenstraße, in: Spectrum, Bd. 17 (ebd. 1986);
 H. J. Klimkeit: Die Seidenstraße (1988);
 
T., Khotan u. Dunhuang, hg. v. R. E. Emmerick u. a. (1996).

Universal-Lexikon. 2012.

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